Großes Kino in unserem Lakritzalltag, denn auf der Frankfurter Buchmesse wurde "Lakritz - die schwarze Leidenschaft" präsentiert, ein 64-Seiten-Gemeinschaftswerk des Autors Klaus-Dieter Kreische, kadó und dem Thorbeckeverlag.
Anfangs wollten wir in einer hausgemachten Fibel einigen Fragen nachgehen, die uns bei der Arbeit mit dem schwarzen Gold häufig gestellt werden: wieso hat Lakritz eine schwarze Farbe? Was hat es mit dem Bärendreck auf sich? Ist Salmiak auch Lakritz? Wo wächst Lakritz? So entstand die Idee. Wir trugen einige Fakten zusammen, stießen jedoch bald an Grenzen: unmöglich, die Recherchen von Berlin aus zu betreiben. Wir müssten in die Länder ausschwärmen, in die Museen, die Bibliotheken, zu den Lakritzherstellern und kompetenten Gesprächspartnern vor Ort, um all unsere aufkommenden Fragen zu beantworten. Hm, der nächste Schritt würde ein ganz anderes Vorgehen samt finanziellem Budget erfordern. Fibel adé.
Welcher Mitarbeiter bei kadó hat noch eine Fremdsprache in petto und Lust auf eine kleine Lakritzrundfahrt? Der arbeite sich jetzt ein... Klaus übernimmt als gelernter Historiker die inhaltliche Verantwortung und versenkt sich in die Tiefen der schwarzen Materie. Bei ihm laufen alle Rechercheergebnisse zusammen.
Die erste Recherchereise führte Klaus Kreische und Ilse Böge nach England. Dort wurde Süßholz rund um die Castle Pontefract angebaut. Die Burg ist, nach sagenumwobener Historie, von der Bevölkerung geschliffen worden, nur Mauerreste erinnern noch an den Standort. Auch von der einst blühenden Lakritzwirtschaft Pontefracts ist nichts mehr zu sehen. In der Bibliothek lauschten wir den sagenhaften Geschichten über die Entstehung der ersten süßen Lakritzrezeptur weltweit, den Pontefract Cakes! Ein schwarzer Lakritztaler mit Burg-Prägung. Angeblich experimentierte der Chemiker Dunhill um 1760 mit Rohlakritz und entwickelte mit der Beigabe von Mehl und Zucker einen Lakritzteig - die erste Lakritzrezeptur!
Dagegen ist mit Sicherheit überliefert, dass Hollywood eine lakritzige Auftragsarbeit bestellte. Nämlich den Schuh, den Charlie Chaplin in seinem Film "Goldrausch" von 1925 als hungriger Goldgräber kocht, serviert und mit unerschütterlichen Tischmanieren verspeist. Er war vollständig aus englischem Pontefract-Lakritz gefertigt.
Das französisch sprechende kadó-Rechercheteam bestand aus Klaus und Maike Koch. Sie reisten nach Montpellier, Südfrankreich. Klaus wußte, dass es entlang der Seidenstrasse viele Süßholzbauern gab, die ihre familieneigenen Lakritzrezepturen kochten. Die Anzahl ist heute auf wenige Familienbetriebe geschmolzen. Aber es gibt sie noch, die kleinen Lakritzfamilien, und Madame Auzier stand den beiden für ein Interview über ihre generationsübergreifende Firmenhistorie bereit. Da Maike gut und gerne kocht, hat sie zudem einige Rezeptideen für unsere spätere Lakritz-Verkostung bei kadó mitgebracht. Denn fein gemahlenes Lakritzpulver lässt sich pfiffig in der Küche als Gewürz verwenden, in Suppen, im Fleischfond, an Salat oder on Top beim Karamelisieren von Crème Brûlée.
Eine weitere Reise führte Klaus Kreische und Frank Büttner nach Rossano, Kalabrien. Dort besuchten sie die seit 1731 bestehende Firma Amarelli und schwelgten in den zahlreichen historischen Quellen, die dieser Lakritzfamilie zur Verfügung stehen. Das reicht sogar für ein Museum! Hier konnte besichtigt werden, wie aus Süßholz Lakritz gekocht wird.
Auch in Deutschland hat Lakritz seine Wurzeln und eine letzte Recherche führte Klaus allein in die Gärtnerstadt Bamberg. Hier siedelten im 16. Jahrhundert ebenfalls Süßholzbauern und die Lakritzwirtschaft florierte. Spuren davon sind bis heute im Bamberger Dom zu sehen.
Wieder in Berlin setzte sich Klaus daran, den Thorbeckeverlag für unsere Recherchen zu interessieren. Und daraus ist dieses kleine Buch über unsere Schwarze Leidenschaft geworden. Die Kochrezepte darin erstellte Maike Koch. Ilse Böge gestaltete die 32 Bilder zu Klaus´ Texten. Zusammen mit Dirk Soboll, Innenarchitekt und Fotograf, entstanden die Fotos. Ein echtes Lakritz-Shooting samt Aufbau, Licht und gefälligem Glanz durch ein wenig Olivenöl…